Globale Klimagerechtigkeit - Inhalt der Seite
1. Klimagererechtigkeit - was bedeutet das konkret?
2. Auswirkungen der Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie
3. COP 26
4. Attac Österreich, 10. Dezember 2019:
Konzernklagen gegen Klimaschutz: 278 Organisationen fordern Ende der Klagerechte von Energiekonzernen
5. COP 25 - Klimakonferenz in Madrid - einige Hinweise
6. Energie-Kernfrage der Zukunft, Toblacher Thesen 1991
1. Klimagerechtigkeit - was bedeutet das konkret?
Statement des europäischen Attac Netzwerkes
Klimagerechtigkeit bedeutet Solidarität mit den Menschen, die am stärksten von den Folgen des Klimawandels und den Schattenseiten einer ungerechten Wirtschaftspolitik betroffen sind.
Darum kämpfen wir für den sofortigen Kohleausstieg. Denn um eine realistische Chance zu haben, die globale Erwärmung auf unter 2 Grad zu begrenzen, müssen wir mehr als 80 Prozent der fossilen Energieträger im Boden lassen.
"Keep it in the ground" - wenn wir das rufen, wissen wir gleichzeitig: mehr Windräder aufstellen ist nicht die Lösung aller Probleme. Die Energiewende darf sich nicht nur nur bei der Stromproduktion abspielen, sondern in der Landwirtschaft, in der Mobilität, in der Handelspolitik.....
In allen gesellschaftlichen Bereichen müssen wir sozialer Gerechtigkeit und dem Bewusstsein ökologischer Grenzen Vorrang einräumen vor machtbewehrten ökonomische Interessen.
Wie kann das konkret aussehen? Das europäische Attac Netzwerke (EAN) hat versucht, ein Bild von einer Gesellschaft zu zeichnen, die sich auf Klimagerechtigkeit basiert und auf dem "Guten Leben" für alle. Lest hier selbst.
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Verursacher und Leidtragende der Klimaerwärmung
Europa:
"Die einkommenstärksten zehn Prozent der Haushalte von 26 europäischen Ländern sind für 27 Prozent der Emissionen verantwortlich,
während die untere Hälfte der Haushalte etwa 26 Prozent der klimaschädlichen Gase verursacht."
"Das reichste ein Prozent verzeichnet einen Pro-Kopf-Ausstoß von 55 Tonnen CO2-Emissionen jährlich und liegt damit um etwa das Siebenfache über den europäischen Durchschnittswert." (Klaus Dörre, die Utopie des Sozialismus S. 79)
Weltweit:
Die reichsten ein Prozent
leeren mit großen Schritten das verbleibende CO2-Budget.
Ihr CO2-Fußabdruck ist größer als
der Verbrauch der ärmsten 50 Prozent der Weltbevölkerung
CO2 Emissionen pro Kopf pro Jahr
Zur Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad
sollten die Pro-Kopf-Emissionen max. 2,3 Tonnen
pro Jahr betragen
Reichstes 1%: 70 Tonnen CO2 = 30mal zu viel
Reichste 10%: 21 Tonnen = 9 mal zu viel
Mittlere 40% : 5 Tonnen = 2 mal zu viel
Ärmste 50% : 1Tonne= unter der Hälfte
Quelle: Oxfam
Ungleichheiten in der EU: Oxfam-Untersuchung
Mehr: Energiezukunft ;Tagesspiegel
Klimagerechtigkeit: Mehrere Artikel in "Sand im Getriebe" Nr. 149
Völker des Südens: Manifest für eine ökosoziale Energiewende
Eduardo Gudynas: Lateinamerika und die ökologische Krise
Absolventen von Hochschulen: Abbiegen – Aussteigen – Umsteigen – Desertieren
Renate Dillmann: Räumung in Lützerath: Grüne Erfolge, wohin man schaut
Erklärung zu Lützerath: Die Politik hat den Ernst der Lage nicht begriffen
“End Fossil”-Besetzungen
Gerd Bock: Klima-Buch von Greta Thunberg
Attac Österreich zur Energiepolitik: ECT;
EU-Industrie-Plan: Klimaschädliche Handelspolitik statt klimasozialer Globalisierung
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Sozial-ökologische Transformation - Debatten und Dokumente
Attac Deutschland
Dokumentation der Video-Konferenzen "Debatte zur Sozial-Ökologischen Transformation in Zeiten von Corona" am 4. und 5. April 2020
1. Mindmap: (Versuch einer) Übersicht der wichtigsten Themenblöcke
2. Gesamtprotokoll: Die Protokolle der drei Sitzungen wurden zusammengeführt, nach Themen sortiert und gruppiert, und mit Verweisen auf die Mindmap versehen
3. Die drei Sitzungsprotokolle der Videokonferenz VK1, VK2, VK3
Außerdem, um zur Weiterarbeit anzuregen sowie diese zu erleichtern:
4. Strukturierte Übersicht von (SÖT) Aktivitäten verschiedener attac Gruppen
5. Der vorher erstellte Reader zur Konferenz
2. Corona-Pandemie
- Corona und verdreckte/ vergiftete Luft: Die hohe Sterblichkeit ist / war in Wuhan oder der Lombardei auch der hohen Luftverschmutzung zuzuschreiben (Belastung der ATemwege). https://www.heise.de/tp/features/Feinstaubpartikel-als-Viren-Vehikel-4687454.html
- Le Monde diplomatique: Von Tier zu Mensch Viele Krankheitserreger stammen von Wildtieren. Bei der Übertragung auf den Menschen spielt die Zerstörung von Lebensräumen eine zentrale Rolle. https://taz.de/Aus-Le-Monde-diplomatique/!5672479/
- Durch Züchtung genetischer Monokulturen von Nutztieren werden alle eventuell vorhandenen Immunschranken beseitigt, die die Übertragung verlangsamen könnten.
https://www.marx21.de/coronavirus-gefahren-ursachen-loesungen/
Die Auswirkungen der Pandemie auf die Atomkraft-Nutzung- Eine umfangreiche Artikelsammlung (nicht nur über die Situation in Deutschland) in ausgestrahlt
----------- Alternativen
Attac Österreich: Klima-Corona-Deal: Breites Bündnis stellt 4 Forderungen für ein stabiles Sozial- und Ökosystem - Regierung muss Corona-Hilfsgelder intelligent und klimagerecht investieren - Text und Unterschriften hier
Nie wieder! – „den Tag danach“ vorbereiten :Internet- Petition in Frankreich, von 16 Organisationen initiiert, u.a. Attac Frankreich - Übersetzung
Angesichts des Gesundheitsnotstands sind Maßnahmen erforderlich, die mit der bisherigen Politik brechen. Im Anschluss an die gemeinsame Erklärung „Nie wieder! Wir wollen ‚den Tag danach‘ vorbereiten“ fordern die Unterzeichner dieser Petition die Regierung auf, unverzüglich 4 Maßnahmen zu ergreifen: (...) Es geht anschließendnicht um die Wiederbelebung einer Wirtschaft, die sowohl ökologisch als auch sozial vollkommenunhaltbar ist! (...)
Was heißt Corona für den Klimaschutz?
Agora: Auswirkungen von Corona auf die Klimaziele
FiFo Köln: Von der Schwierigkeit, tragfähig in die Zukunft zu
investieren
Forum Ökologisch Soziale Marktwirtschaft (im Auftrag von Greenpeace):
Wie notwendige Wirtschaftshilfen die Corona-Krise abfedern und die
ökologische Transformation beschleunigen können
--------- Ernährungssouveränität
Don’t let industrial farming and corporate lobbies use the COVID-19 crisis to defend continued pesticide use Corporate Europe Observatory
Covid-19 beeinträchtigt kleinbäuerliche Landwirtschaft weltweit - vor allem durch die Ausgangssperren und die Schließung der lokalen Märkte. Video von Via Campesina, 90 Sekunden
European Coordination Via Campesina: Seite über COVID19
Via Campesina, Österreich: 17.April 2020 - Tag des kleinbäuerlichen Widerstands: Rechte stärken und Hunger bekämpfen! - Bericht
Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft: Bäuerinnen und Bauern weltweit unterstützen - Erklärung
ZINTV: Die Ernährungssouveränität in Zeiten der Pandemie - Mehrere Videos (auf Französisch)
Zu der Heuschreckenplage in Ostafrika: Die Ernährungskrise spitzt sich zu. Das hat mit Klimawandel und der globalisierten Landwirtschaft zu tun." https://www.medico.de/auch-das-noch-17700/
3. Klimakonferenzen (COP 26 und 27)
Klimakonferenz COP 27
1. Aufruf von 90 Organisationen weltweit, u.a.vom europäischen Attac-Netzwerk:
Schluss mit der Finanzierung der Klimakatastrophe! Großbanken sind Teil des Problems, nicht der Lösung https://corporateeurope.org/en/2022/11/stop-funding-climate-disaster
(deutsche Übersetzung)
2. Debt for climate!
Industriestaaten des globalen Nordens haben ökologische Schulden bei den Ländern des globalen Südens. Nicht nur sind sie für die meisten historischen Treibhausgasemissionen verantwortlich, auch ihre Ausbeutung und Kolonialisierung des Großteils des globalen Südens hält bis heute durch die systematische Plünderung natürlicher Ressourcen durch ihre multinationalen Konzerne an. Wissenschaftlichen Studien zufolge sind nur 100 multinationale Konzerne verantwortlich für 71% der globalen industriellen Emissionen.
Länder des globalen Südens sowie periphere Länder des globalen Nordens werden gleichzeitig durch massive finanzielle Schulden durch internationale Institutionen unter Kontrolle der reichsten Länder des globalen Nordens erstickt. Dazu gehören der Internationale Währungsfonds (IWF), die Weltbank oder auch der Pariser Club und weitere. Die finanzielle Erdrückung geht einher mit politischer Erdrückung, die in den Interessen der Industrieländern und ihrer Konzerne eingesetzt wird, die diese Institutionen kontrollieren.
Vollständiger Text und Infos: https://debtforclimate.org/de
3. Aufruf der COP 27 Coalition - Aktionstag am 12. November 2022
[…] Wir müssen den freiwilligen Charakter der im Pariser Abkommen vorgesehenen Maßnahmen, einschließlich der Emissionsreduzierungen, beenden und durch konkrete Verpflichtungen ersetzen, die in den Grundprinzipien der UNFCCC – "gemeinsame, aber differenzierte Verantwortung" – verwurzelt sind. Die reicheren Länder, die mehr Verantwortung und Kapazitäten haben, müssen viel mehr tun, um ihre eigenen Emissionen zu reduzieren und den Entwicklungsländern Finanzmittel, Technologien und Kapazitäten zur Verfügung zu stellen.[…]
Die COP27-Koalition ist ein auf afrikanische und arabische Initiative entstandener breiter und inklusiver Zusammenschluss von Gruppen mit dem Hauptziel, Klimagerechtigkeit und die Stimmen der am stärksten Betroffenen, insbesondere aus dem globalen Süden, auf der COP27 in den Mittelpunkt zu stellen.https://www.cop27coalition.org/cop27
Vollständige Übersetzung: SiG 147, Seiten 19-20
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UN-Klimakonferenz (COP 26) im November 2021 in Glasgow
offizielle Seite: https://ukcop26.org/
1. Einige Einschätzungen zu den Ergebnissen der COP 26:
- Attac Frankreich: COP26: ein kriminelles, ungerechtes und neoliberales Abkommen - Text und Übersetzung
- Global Justice Now (= Attac UK) "COP26: 1.5-degree target “on life support” with “hollowed-out” agreement" - Text
- BUND: PM 13.11.2021Weltklimakonferenz in Glasgow: Die COP26 enttäuscht – Deutschland duckt sich weg – "Klimakanzler" Scholz schweigt - "Der Koalitionsvertrag muss dringend 1,5-Grad-kompatibel werden, so wie es das Pariser Klima-Abkommen verlangt. Dazu gehört zwangsläufig ein zügiger Ausstieg aus allen fossilen Energieträgern. Bis 2035 muss der Strom in Deutschland zu hundert Prozent aus erneuerbaren Energien stammen und zum Großteil dezentral strukturiert sein.
s. auch: COP26: "Mit Krediten setzen wir die Muster der Kolonisierung fort" - Text
- Guardian, 16.Nov 21: ‘A death sentence’: Indigenous climate activists denounce Cop26 deal - Schemes such as carbon trading favored by polluting nations lead to ecologically destructive projects like biofuels and dams - mehr
https://germanwatch.org/de/cop26 (Dossier)
2. Proteste, Alternativen https://cop26coalition.org/
Aufruf von einem Bündnis und mehr - Altersummit.eu
Decentralised Global Day of Action on Saturday 6 November
The People’s Summit from 7 to 10 November in Glasgow and online
Internationale Umweltkonferenz in Paris, 14.-19. Juni 2021, mit dem Aufruf, Aktionen anläßlich von COP 26 durchzuführen
Tägliche Berichte von Corporate Europe Observatory und Bilder/Videos der Proteste in Glasgow
Global Justice Now ( = Attac Großbritannien) : Beware the rose-tinted spectacles and don’t bank on a fossil free COP26 just yet - Mehr
Die Verhandlungsgruppe der am wenigsten entwickelten Länder (LDC) hat schon mehrfach kritisiert, dass die Coronakrise den Klimaschutz ausbremse. "Wir sind am wenigsten verantwortlich für die Klimakrise, trotzdem treffen uns die Folgen am stärksten", sagte Sonam P. Wangdi aus Bhutan, der bei den Verhandlungen der LDC-Gruppe vorsitzt. "Unsere Zukunft hängt vom gemeinsamen Handeln aller Staaten ab."
Die Gruppe fordert, dass alle Länder ihre neuen Klimapläne – wie im Paris-Abkommen vorgesehen – dieses Jahr fertigstellen, obwohl der nächste Weltklimagipfel erst im kommenden Jahr stattfindet. Die formelle Frist für das Einreichen der neuen Klimapläne, im UN-Jargon Nationally Determined Contributions (NDCs) genannt, endet laut Klimavertrag neun Monate vor der Klimakonferenz des jeweiligen Jahres. Das wäre eigentlich schon am 9. Februar 2020 der Fall gewesen. Obwohl die Corona-Pandemie das Weltgeschehen damals noch gar nicht bestimmte und der Glasgower Klimagipfel noch längst nicht verschoben war, hielt sich kaum ein Land an den Termin. Mehr: Klimareporter
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3. Analysen zu COP 26
a.
Corporate Europe Observatory, https://corporateeurope.org/en/climate
At least 503 fossil fuel lobbyists, affiliated with some of the world's biggest polluting oil and gas giants, have been granted access to COP26, flooding the Glasgow conference with corporate influence. mehr
COP26: the biggest finance greenwash event in history - mehr; 32-seitige Analyse
S. dazu noch:
-W. Rügemer: BlackRock und Co. enteignen! , insb. Seiten 149ff ("BlackRock führt die Greenwascher an")
- Unternehmen, die fossile Brennstoffe einsetzen, verklagen Regierungen in aller Welt auf 13 Milliarden Pfund, da die Klimapolitik ihre Gewinne bedroht. Die meisten Fälle werden im Rahmen des Energiecharta-Vertrags vorgebracht und vom Internationalen Zentrum für die Beilegung von Investitionsstreitigkeiten, einer Zweigstelle der Weltbank, betreut. Mehr
-
b.
https://www.klimareporter.de/tag/cop-26
c.
Oxfam: Gewinne statt Klimaschutz - DAX-Konzerne schütten immer mehr Gewinne aus – Investitionen in nachhaltigere Geschäftsmodelle bleiben auf der Strecke. Eine fatale Entwicklung, wie unser neuer Bericht aufdeckt.
d.
Das reichste ein Prozent der Menschheit wird für 16 Prozent der Emissionen verantwortlich sein. Die Folge laut Oxfam: tödliche Stürme für Millionen andere. Tagesspiegel
4. "Energiedemokratie"
- dafür setzt sich ein Zusammenschluss von Gewerkschaften weltweit ein:
TUED -https://unionsforenergydemocracy.org/
Internationale Transportarbeiterföderation: https://www.itfglobal.org/de/focus/climate-justice/gewerkschaften-f%C3%BCr-energiedemokratie
TUED Global Forum IPCC Report (15.10.21): Video-Aufnahme der Konferenz
PPP über den 6. Bericht von IPCC
5. Petition: aus dem Energievertrag aussteigen
und Energiewende einleiten! - s.auch Powershift
6. Aufruf: Stop Excluding Military Pollution from Climate Agreements
" As a result of final-hour demands made by the U.S. government during negotiation of the 1997 Kyoto treaty, military greenhouse gas emissions were exempted from climate negotiations. That tradition has continued.
(...) The UN Framework Convention on Climate Change, obliges signatories to publish annual greenhouse gas emissions, but military emissions reporting is voluntary and often not included.
(...) We ask COP26 to set strict greenhouse gas emissions limits that make no exception for militarism (...)"
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Scientist Rebellion: IPCC-Bericht geleakt
„Gleichheit und Gerechtigkeit sind wichtige Voraussetzungen für einen wirksamen Klimaschutz“
Auf ihrer Webseite https://scientistrebellion.com/ erklären die rebellischen WissenschaftlerInnen,warum sie den 3. Teil des IPCC-Berichts (Weltklima-Bericht) Anfang September geleakt haben
Übersetzung in 'Sand im Getriebe' Nr. 142, S. 30, mehr zum Klima in derselben Nummer, S. 27-31
Covid-Bestimmungen erschweren armen Ländern Klimagipfel-Teilnahme - Wer an der Weltklimakonferenz in Glasgow für ein Land teilnehmen will, das beim Corona-Risiko auf der "roten Liste" steht, muss sich erst in teuren Quarantänehotels isolieren. Das betrifft vor allem Delegierte aus dem globalen Süden, deren Teilnahme dadurch infrage steht.Klimareporter
Superzyklon über Südasien - 21. Mai 2020 - Wirbelstürme und der Klimawandel -Klimareporter
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4. 278 Organisationen fordern Ende der Klagerechte von Energiekonzernen
Pressemitteilung vom Attac Österreich (9.12.2019)
Konzernklagen gegen Klimaschutz: 278 Organisationen fordern Ende der Klagerechte von Energiekonzernen
„Der aktuelle Energiecharta-Vertrag ist mit dem Pariser Klimaabkommen und der Ausrufung des Klimanotstands unvereinbar“
Brüssel/Wien, 9. Dezember 2019 –
Der US-Konzern Rockhopper klagt Italien für den Entzug einer Bohrlizenz für Erdöl in der Adria auf bis zu 350 Millionen US-Dollar. (1)
Der deutsche Konzern Uniper will die Niederlande auf Schadenersatz klagen, wenn das geplante Gesetz zum Ausstieg aus der Kohlekraft verabschiedet wird. (2)
Der Konzern Vattenfall fordert 6,1 Milliarden Euro von Deutschland aufgrund des Atomausstiegs. (3)
Die rechtliche Basis für alle diese Klagen liefert der Energiecharta-Vertrag (Energy Charter Treaty, ECT) (4). Der – auch von Österreich unterzeichnete – Vertrag beinhaltet einen Investor-Staat-Streitbeilegungs (ISDS)-Mechanismus. Dieser ermöglicht es ausländischen Investoren im Energiesektor, Regierungen aufgrund neuer Gesetze – wie etwa den Ausstieg aus fossiler oder atomarer Energie – vor geheimen internationalen Schiedsgerichten auf Schadenersatz zu verklagen, wenn sie dadurch ihre (zukünftigen) Gewinne beeinträchtigt sehen.
Anlässlich der Jahreskonferenz der Vertragspartner, die vom 10. bis 11.12. 2019 in Brüssel stattfindet, fordert die Plattform Anders Handeln (5) gemeinsam mit 278 Organisationen der Zivilgesellschaft und Gewerkschaften aus den Vertragsstaaten (6) die Regierungen auf, die Vertragsbestimmungen, die auf den Schutz fossiler Brennstoffe abzielen sowie Sonderklagerechte für Investoren zu beenden.
„Der Vertrag hindert Staaten an effektivem Klimaschutz. Er ist daher mit dem Pariser Klimaabkommen und der Ausrufung des Klimanotstands durch das österreichische und EU-Parlament unvereinbar. Ohne die Streichung von ISDS Mechanismen und ohne wirksame Durchsetzungsmechanismen für die Bestimmungen zu nachhaltiger Entwicklung, Klimaschutz sowie zur Einhaltung von Menschenrechten und IAO Standards, sollte Österreich aus dem Vertrag aussteigen“, erklärt die Plattform. In Österreich sind gerade die Koalitionsverhandler*innen gefragt, diese Forderungen in ihr Regierungsprogramm aufzunehmen.
Da viele Staaten zunehmend Pläne für Klimaneutralität und einen Übergang zu sauberer Energie entwickeln müssen, droht mit dem ECT eine Flut neuer Klagen. Einzelne Länder wie etwa Italien sind bereits aus diesem Vertrag ausgestiegen. Doch anstatt diese Gefahren anzuerkennen, wollen die Vertragspartner den Vertrag anpassen und auf immer mehr - vor allem afrikanische - Staaten ausweiten, kritisiert die Plattform.
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(1) Details unter https://corporateeurope.org/sites/default/files/2019-06/Rockhopper%20vs%20Italy.pdf
(2) Details unter https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/uniper-will-niederlande-wegen-kohleausstieg-verklagen-16377881.html
(3) Details unter https://www.energy-charter-dirty-secrets.org/#section5
(4) Der Vertrag über die Energiecharta (ECT) ist ein rechtsverbindlicher internationaler Investitionsvertrag, der 1994 unterzeichnet wurde, um "einen Rechtsrahmen zur Förderung einer langfristigen Zusammenarbeit im Energiebereich" zu schaffen. Es sollte die Investitionen westeuropäischer Unternehmen für fossile Brennstoffe in rohstoffreichen Ländern nach dem Zerfall der Sowjetunion sichern.
(5) Den neuen offenen Brief der Zivilgesellschaft, der von 271 Organisationen unterzeichnet wurde, finden Sie hier.
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Rückfragen & Kontakt:
Theresa Kofler, Koordinatorin Anders Handeln
theresa.kofler(at)anders-handeln.at
+43 677 630 925 37
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5. COP 25 - Klimakonferenz in Madrid - einige Hinweise
Aus dem Aufruf zur Teilnahme an dem Sozialgipfel in Madrid (7.-13.12.2019) , u.a. von Attac DE unterschrieben:
Wir leben in unruhigen Zeiten realer ökologischer, klimatischer und sozialer Notlage und die wissenschaftliche Diagnose über die Schwere und Dringlichkeit des Augenblicks ist eindeutig. Das Wirtschaftswachstum geht zu Lasten der Schwächsten (...) Als Aktivisten mit Sitz in Spanien und in der Europäischen Union wollen wir die Verantwortung dafür übernehmen zu denunzieren, dass die reichen Regionen der Welt eine ausbeuterische Rolle einnehmen und Protagonisten sind bei der Schaffung von «Opferzonen» in verarmten Ländern, die durch einen energetischen, materiellen und kulturellen Extraktivismus gekennzeichnet sind der Gemeinschaften und gemeinsame Güter zerstört. (...) Die Rolle spanischer und europäischer transnationaler Konzerne in Regionen wie Lateinamerika bedeutet die Verlängerung des 500-jährigen Kolonialismus, verschärft die ökologische Krise und untergräbt die Chancen der Souveränität der Völker.
Wir glauben an die Klimagerechtigkeit als das Rückgrat des gesellschaftlichen Kampfes unserer Zeit: denn Nachhaltigkeit ist ohne soziale Gerechtigkeit unmöglich, und Gerechtigkeit gibt es nicht ohne Respekt gegenüber allen Lebewesen des Planeten.(...)
In Chile, wo die COP 25 zuerst stattfinden sollte, finden die geplanten Demonstrationen (Weiterer Bericht auf Deutsch) und zwei parallele große Versammlungen statt: https://cumbresocialclima.net/programas-chile/
große Demonstration in Madrid am 6.12.2019 - Bericht
Programm des Sozialgipfels
Web-Seiten auf Deutsch mit Berichten über COP 25:
https://www.klimareporter.de/tag/cop-25
www.bund.net/themen/klimawandel/un-konferenzen/
Weitere Beiträge über Klimagerechtigkeit
https://www.isw-muenchen.de/
Liste der Artikel, die in Sand im Getriebe veröffentlicht wurden
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6. Toblacher Thesen (1991) : Weniger Kilowatt, aber mehr Intelligenz
Energie - Kernfrage der Zukunft
Wenn wir in den reichen Industrieländern mit der bisherigen Wirtschaftsform und Lebensweise so weitermachen, werden die bereits heute sichtbaren Überschreitungen der natürlichen Belastungsgren zen der Erd-Ökosysteme katastrophale Ausmaße annehmen (...)
Eine Energie-Wende ist möglich. Sie wird erreicht durch eine höhere Effizienz unserer Energienutzung, erfordert aber auch ein Hinterfragen unserer Art zu wirtschaften und zu leben. Es ist erwiesen, daß das Energieeinsparpotential außerordentlich hoch ist. Neue Organisationsformen und Marktkonzepte einer rationelleren Energienutzung sind notwendig. Gefragt ist nicht die »Ware-Energie«, sondern sind »Energie-Dienstleistungen«, das heißt z.B. temperierte Räume, Produkte oder Transport von Personen und Gütern. Diese Energie-Dienstleistungen können mit erheblich weniger Energie, mit mehr Intelligenz und sinnvollerer Technik erbracht werden.