Reihe [Einwände!] September - Dezember 2023
AKTUELLE TERMINE:
27.09.23 Michael Hartmann: Reichtum. Macht. Demokratie? Wie Eliten Einfluss nehmen.
Mehrere Studien zeigen, dass sich bei den wesentlichen politischen Entscheidungen in erster Linie die Interessen der oberen zehn Prozent und vor allem des obersten Prozents der Bevölkerung durchsetzen. Dafür verantwortlich, so Michael Hartmann, sind nicht nur gezielte Lobbyaktivitäten. Eine noch größere Rolle spielt die soziale Herkunft der meisten Elitemitglieder und ihre immer stärker von der Normalbevölkerung abgehobene eigene Situation. Sie können sich die Lebenswirklichkeit der meisten Leute kaum noch vorstellen und entscheiden entsprechend, was bei anderen Bevölkerungsschichten oft zu Politikverdrossenheit und Rechtspopulismus führt.
Wie genau sorgen die Eliten dafür, dass die maßgeblichen Entscheidungsträger ihre Denkmuster und Lösungsstrategien teilen?
In seinem Vortrag wird Hartmann seine Analyse vorstellen und aufzeigen, wie eine Wende und damit eine Stärkung der Demokratie erfolgen kann.
Michael Hartmann (*1951), Soziologe,bis 2014 Professor an der technischen Universität Darmstadt. Er publiziert und forscht zu den Themen Elite und Vermögen. Zuletzt erschien von ihm „Die Abgehobenen. Wie die Eliten die Demokratie gefährden.“
18.10.23: Ulrike Herrmann: Sind Kapitalismus und Klimaschutz vereinbar?
Demokratie und Wohlstand, ein längeres Leben, mehr Gleichberechtigung und Bildung: Der Kapitalismus hat, so zumindest die Position unserer Referentin Ulrike Herrmann, viel Positives bewirkt. Zugleich ruiniere er jedoch Klima und Umwelt. „Grünes Wachstum“ soll die Rettung sein, aber die Wirtschaftsredakteurin der Tageszeitung taz hält dagegen. Ihre These: Der Ökostrom aus Solarpaneelen und Windrädern wird nicht reichen, um permanentes Wachstum zu befeuern. Die Wirtschaft muss schrumpfen. Verzicht wäre jedoch das Ende des Kapitalismus, weil er nur stabil ist, solange es Wachstum gibt. Die Industrieländer müssen sich also von Kapitalismus und Wachstum verabschieden und eine Kreislaufwirtschaft anstreben, in der nur noch verbraucht wird, was sich recyceln lässt. Ulrike Herrmann beschreibt in ihrem Vortrag, wie man sich dieses grüne Schrumpfen vorstellen könnte.
Ulrike Herrmann ist Wirtschaftsredakteurin bei der „tageszeitung“ (taz). Nach ihrer Ausbildung zur Bankkauffrau hat sie ihr Volontariat an der Henri-Nannen-Schule absolviert. Anschließend hat sie Geschichte und Philosophie an der FU Berlin studiert. Sie ist regelmäßiger Gast im Radio und im Fernsehen. Von ihr stammen mehrere Bestseller. Ihr neuestes Buch: „Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind – und wie wir in Zukunft leben werden“ (KiWi 2022).
06.12.23: Steffen Liebig: Sozialökologischer Wandel durch Arbeitszeitverkürzung
In Gewerkschaften, Handwerksbetrieben und Verwaltungen wird vermehrt über die Einführung einer „kurzen Vollzeit“, Wahlmodelle und lebenslauforientierte Arbeitszeitpolitik diskutiert und dies zum Teil bereits umgesetzt. Eine verkürzte Arbeitszeit gilt in wachstumskritischen Debatten als vielversprechende Maßnahme zur Verringerung von Treibhausgasemissionen. Werden die Positionen aus Klima- und Arbeitszeitpolitik getrennt verhandelt, führt das zu wechselseitigen Leerstellen und Verzögerung klimapolitischer Weichenstellungen. Steffen Liebig bringt die Konzepte zusammen und zeigt, dass die Politik der Arbeitszeitverkürzung geeignet ist, beide Positionen zu verbinden: Arbeitszeitverkürzung hat eine Schlüsselfunktion für die sozial-ökologische Transformation.
Der Arbeitssoziologe Dr. Steffen Liebig forscht an der Friedrich-Schiller-Universität<wbr /> Jena zu Verteilungs- und Klassenkonflikten in der Postwachstumsgesellschaft und hat 2021 seine Dissertation „Arbeitszeitverkürzung als Konvergenzpunkt? Sozial-ökologische Arbeitskonzepte, Wachstumskritik und gewerkschaftliche Tarifpolitik“ veröffentlicht.
Eine Anmeldung zu unseren Veranstaltungen ist nicht nötig, aber erwünscht über www.erwachsenenbildung-aachen.de oder per E-Mail an simone.glup@ekir.de